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Die geheime Mission des Kardinals: Roman

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Über den Autor und weitere Mitwirkende
Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus geboren und lebt seit 1971 in Deutschland. 1979 promovierte er im Fach Chemie. Sein umfangreiches Werk wurde in 32 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, so u.a. mit dem Hermann-Hesse-Preis, dem Nelly-Sachs-Preis, dem Preis „Gegen Vergessen - Für Demokratie“ und dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis. Im Hanser Kinder- und Jugendbuch erschien u.a. Das ist kein Papagei (illustriert von Wolf Erlbruch, 1994), Die Sehnsucht der Schwalbe (2000); Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm,(2003, illustriert von Ole Könnecke); Der Kameltreiber von Heidelberg (2006, illustriert von Henrike Wilson); Das Herz der Puppe (2012, illustriert von Kathrin Schärer), Meister Marios Geschichte (2013, illustriert von Anja Maria Eisen); im Erwachsenenprogramm des Verlages Die dunkle Seite der Liebe (Roman, 2004) Das Geheimnis des Kalligraphen (Roman, 2008), Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte (2011) und Sophia oder Der Anfang aller Geschichten (2015). Im Herbst 2019 folgen sein Bilderbuch Elisa oder Die Nacht der Wünsche (illustriert von Gerda Raidt) und der Roman Die geheime Mission des Kardinals.
Produktinformation
Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG (22. Juli 2019)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3446263799
ISBN-13: 978-3446263796
Größe und/oder Gewicht:
15,2 x 3,5 x 22 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
4.2 von 5 Sternen
10 Kundenrezensionen
Amazon Bestseller-Rang:
Nr. 2.623 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
Ich bin großer Fan von Rafik Schamis Erzählweise.Sein neuer Roman ist anhand eines Kriminalfalls aufgebaut, ist aber kein echter Krimi, reine Krimilesende könnten also enttäuscht werden, falls das das Hauptlesemotiv sein sollte.Kommissar Barudi steht kurz vor dem Renteneintritt und hat noch einen letzten, sehr verzwickten Fall zu lösen. Zur Seite steht im ein Kollege aus Italien und sein bewährtes Ermittlerteam.Durch den Einblick in Barudis Alltags- und Berufsleben kann man Syrien vor dem Krieg kennenlernen, den Glauben und den Aberglauben, die kulinarische Köstlichkeiten, Beziehungsgeflechte, die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, die Stellung der Frau in der Gesellschaft, die stets allgegenwärtigen Gefälligkeiten und auch Islamisten und Geheimdienst spielen eine Rolle.Mit der gewohnten Erzählkunst, kritisch und doch mit einem Augenwinkern ("hier gehörten anscheinend sogar die Vögel der Upperclass an"), allerdings manchmal für meinen Geschmack auch etwas zäh und zu detailverliebt.Das Ermittlerduo ist sehr sympathisch und wenn man von gelegentlichen Längen absieht, ein aufschlussreiches und etwas anderes Schami-Werk mit vielen weisen Sätzen."Fanatiker kennen keinen Zweifel, deshalb sollte man Kindern in der Schule von der ersten Klasse an die Philosophie des Zweifelns beibringen"
Dieses neue Buch von Rafik Schami beginnt wie ein Krimi. Ein Kardinal, der zu Besuch in Syrien ist, wird ermordet; seine Leiche in symbolträchtiger Form in der italienischen Botschaft abgeliefert. Kommissar Barudi, der kurz vor seinem Ruhestand steht, soll ermitteln. Um politische Schwierigkeiten zu vermeiden, soll pro forma ein Ermittler aus Italien hinzugebeten werden.Bis hier machte das Buch den Eindruck eines Krimis. Dann wandelte es sich jedoch zur politischen Gesellschaftsstudie Syriens.Barudi findet den italienischen Ermittler Mancini sehr sympathisch und liegt mit ihm auf einer Wellenlänge, so dass er tatsächlich vollkommen mit ihm kooperiert und ihm vertraut. Die eigentlichen Ermittlungen treten hier aber in den Hintergrund. Sie werden zwar nebenher weiter berichtet, doch treten die Schwierigkeiten politischer Art bei den Ermittlungen und die politische Lage insgesamt in den Mittelpunkt der Geschichte. Auch Barudis Gefühle, Empfindungen und sein Privatleben werden - unter anderem durch Ausschnitte aus seinem Tagebuch - immer wieder beschrieben.Nach den ersten Seiten hatte ich etwas anderes erwartet, nämlich einen klaren Krimi, so dass ich zunächst irritiert war. Als ich mich dann daran gewöhnt hatte, war das Buch aber sehr interessant - und auch beängstigend, wenn alles so stimmt, wie Rafik Schami es berichtet.
Ich hatte nach der Buchbeschreibung einen Kriminalroman erwartet. Ja, das Buch beinhaltet auch einen Kriminalfall, aber doch anders als ich erwartet habe. Es ist kein sonderlich spannender, mitreißender Krimi, sondern eher ein etwas gemächlicher voranschreitender Fall. Es ist der letzte Fall Barudis, der danach in Rente geht. Warum hat mir das Buch aber trotzdem sehr gut gefallen? Nun, Rafik Schami nimmt den Leser mit nach Damaskus, in ein Syrien, das es heute so leider nicht mehr gibt. Der Autor zaubert ein ganz besonderes Flair in sein Buch, weil er seine Heimat in den schillerndsten Farben beschreibt, man kann die Gewürze auf dem Gewürzmarkt förmlich riechen und will in eine leckere Falafel beißen. Er erzählt vom Leben in Damaskus und der syrischen Gesellschaft im Allgemeinen. Zwischendrin kommen Kapitel mit Tagebucheinträgen von Barudi, wo man noch viele private Details erfährt. Rafik Schami ist ein kriminalistischer Gesellschaftsroman gelungen, der diverse Themen streift und mit einer tollen Sprache besticht. Ich habe das Buch sehr genossen!
Rafik Schami ist als guter Geschichtenerzähler bekannt. Das stell er auch in „Die geheime Mission des Kardinals“ unter Beweis: Opulent, mit Charme und Witz gleitet die Geschichte dahin: Der damaszenische Kommissar Barudi muss gemeinsam mit einem italienischen Kollegen den Mord an einem Kardinal aufklären, der sich aus zunächst unerklärlichen Gründen in den zerklüfteten Norden Syriens aufgemacht hat, um das Wirken eines Wunderheilers zu untersuchen.Nach „Sophia oder Der Anfang aller Geschichten“ ist dies der zweite Roman, der im (nahezu) gegenwärtigen Syrien spielt, und erneut ist das Leben in der syrischen Diktatur das Leitmotiv des Roman: Wie sind Alltag, Beruf, Anständigkeit, Liebe und Meinungsäußerung in einer Diktatur möglich? Der „Kardinal“ bedient sich hierbei der Kriminalgeschichte, um den Machtapparat des Assad’schen Diktatur von innen darstellen zu können: Kommissar Barudi muss sich nicht nur mit dem Mord, sondern auch mit Geheimdiensten, Speichelleckern des Regimes und den allgemeinen Zwängen des Unrechtsstaates herumschlagen. Sein Begleiter, der italienische Kommissar Mancini, ist hier nicht Gegenspieler, sondern liefert komplementäre Probleme des von Mafia und Korruption versuchten italienischen Polizeiapparates. Beide Kommissare sind die anständigen Ausnahmen hierzu.Erzählerisch bleibt Schami, der bisher nicht als Kriminalautor aufgefallen ist, bei seinem orientalischen Muster, vieles darzustellen, als würde es mündlich vorgetragen, In vielen Gesprächen – beim Friseur oder beim Essen – werden in Gesprächen Seitengeschichten erzählt, die das Bild des vergangenen und des gegenwärtigen Syriens zeichnen. Das hemmt zwar den Lauf der Handlung, die nicht unbedingt spannend ist, aber reichert die Lektüre ungemein an, denn man erhält ja nicht eine Geschichte, sondern „tausendundeine“.Dennoch zeigt der Roman erhebliche Schwächen, die vor allem mit seiner Überfrachtung zu tun haben: Schami möchte Syrien am Vorabend des Bürgerkrieges zeigen. Dazu bedarf es der Rückblenden in das intakte Syrien, in die syrische Küche, das Gesetz der Gastfreundschaft, aber auch der Einblicke in den Machtapparat, den korrupten Sumpf, die Einschränkungen der Freiheiten; es braucht aber auch das Erstarken des Islamischen Staates in den Bergregionen, die ländliche Unzufriedenheit, den Wunderglauben. Man fragt sich mit Barudi: „Alles ist unwirklich: der Bergheilige, Sippenchef Scharif, die islamische Republik. Allmächtiger Gott, wie soll das enden?“ (S. 365) Die Frage ist berechtigt, denn es kommt auch noch ein Verbrecherclan hinzu, der seine Krakenarme über das Mittelmeer ausgestreckt hat, eine christliche Wunderheilerin mit Scharlatananhang sowie – besonders überzogen – eine vatikanische Intrige in unmittelbarer Nähe zu Papst Benedikt XVI. Schami verarbeitet hier sicher auch seine Erfahrungen als Teil der christlichen Minderheit in Damaskus, aber weniger wäre mehr gewesen: Es gar kein Kardinalsrang vonnöten, um die Handlung in Gang zu setzen, In einer Etage darunter lässt sich Schamis These auch vorführen, nämlich: „Aberglauben als Massenerscheinung gedeiht am besten in elenden oder übersättigten Gesellschaften.“ In diesem Gedanken berühren sich der Islamische Staat dort und die Fake News in der westlichen Welt – und das ist ein guter Einfall.Ein Wort noch zu Kommissar Barudi: Die Figur des alten Kommissars, der unmittelbar vor dem Ruhestand seinen letzten Fall öst, ist so alt, dass er geradezu ein Stereotyp geworden ist. Diesen Mangel an Originalität gleicht Barudi aber selbst aus, denn seine Persönlichkeit wird so liebevoll, vielschichtig, warmherzig und menschlich erschaffen, dass sie problemlos über die Schwächen des Romans hinwegträgt. Es ist auch nicht schwer, in Barudi ein Alter Ego des Autors zu erkennen.„Die geheime Mission des Kardinals“ ist nicht Rafik Schamis Meisterwerk und sicher auch nicht die beste literarische Verarbeitung des Assad-Regimes, aber ein sehr lesbares orientalisches, aufgeklärtes Kriminalstück.
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